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Sechs Monate mit den Tunisia Democracy Connectors

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Photo taken by Tunisia Democracy Connectors team

Sechs Monate mit den Tunisia Democracy Connectors

07-11-2023

Das Team berichtet:

Unser sechsmonatiges Projekt "Tunisia Democracy Connectors" ist nun zu Ende. Statt fand es im Rahmen des ASA-Programms, gefördert durch Engagement Global mit Mitteln des deutschen Bundesministeriums für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung. 

 

Und wir mussten einige Hürden überwinden: 

Unser erster Tag war ein Treffen im April im Kölner Büro von Democracy International. Wir definierten unsere Aktivitäten, setzten uns Ziele und lernten die anderen Mitglieder des Teams kennen: Khaled und Hishem aus Tunesien, sowie Antonia und Elena aus Deutschland und Österreich. Wir tauschten uns zum Hauptziel des Projekts aus, nämlich wie wir die Lebensrealitäten von LGBTQI+-Personen und Demokratieaktivist:innen in Tunesien sichtbarer machen könnten. Als wir den Berichten von Khaled und Hishem lauschten, wurde uns klar, dass sich unser Projekt mit einem politisch sensiblen Thema befassen würde – und mit dem immer eingeschränkteren Kontext rund um Demokratie und Menschenrechte in Tunesien. 

Während der ersten drei Monate von Tunisia Democracy Connectors entfernte sich Tunesiens Politik weiter von seinen demokratischen Grundpfeilern. Nur wenige Tage nach unserem ersten Treffen ließ der tunesische Präsident Kais Saied Oppositionelle verhaften, wie den Ennahda-Politiker Ghannouchi. Außerdem nahm er in seinen Reden klar rassistische Positionen ein, was zu gewalttätigen Übergriffen auf Menschen aus Subsahara-Afrika führte.

Während wir recherchierten, Podcasts produzierten, Netzwerke aufbauten und eine 
Filmvorführung in Köln-Ehrenfeld organisierten, nahmen angesichts Saieds Reden die gewalttätigen Übergriffe auf Menschen aus Subsahara-Afrika und auf Schwarze Tunesier:innen zu. Die Situation eskalierte daraufhin im Juli, als Hunderte Migrant:innen in die an Libyen und Algerien angrenzende Wüste abgeschoben wurden – ohne Zugang zu Nahrung, Wasser oder einem Dach über dem Kopf. Die EU, allen voran Italiens rechtsextreme Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, handelte trotz dieser klaren Menschenrechtsverletzung und der Einwände von Hilfsorganisationen ein neues Migrationsabkommen mit Tunesien aus. 

Vor diesem Hintergrund diskutierten wir immer wieder die Frage, ob die drei letzten Monate des Projektes wie geplant in Tunesien stattfinden können würden. Schließlich entschieden wir uns dafür. Zwei Tage nachdem wir unsere Flüge gebucht hatten, wurde allerdings klar, dass eine Projektphase in Tunesien nicht möglich sein würde. Denn einem unserer tunesischen Kollegen drohte aufgrund seines Aktivismus dort die Verhaftung. Während Khaled daraufhin seinen Aufenthalt in Deutschland verlängerte, kehrte Hichem allein nach Tunesien zurück, wo er einen Workshop zum Thema digitale Sicherheit für Aktivist:innen leitete.   

Der Rest des Teams in Deutschland entschied sich für einen neuen Ansatz: Aktivist:innen im Exil zu besuchen und zu interviewen. Bevor wir allerdings mit Kamera und Mikrofon in ein Flugzeug steigen konnten, mussten wir erstmal die dafür nötigen finanziellen Mittel auftreiben, indem wir von zu Hause aus arbeiteten und Anträge schrieben.

Wochen vergingen ohne Antwort. Doch schließlich kam die erhoffte Förderung über Spendenaufrufe und die GLS Treuhand. Eine Woche später reisten wir endlich nach Stockholm, um unsere ersten beiden Interviews mit Haifa Safa und Hamza Nasri zu führen. Beide Interviews finden Sie hier.

Im September führten wir ein drittes Interview mit Ronnie Vitalia. Ronnie kommt aus Sudan und wohnt derzeit in Berlin. Zusammen sprachen wir über Ronnies Aktivismus, Überzeugungen und aktuelle Lebenssituation.

Als sich Tunisia Democracy Connectors im Oktober dem Ende zuneigte, organisierten wir ein Webinar. Referent:innen waren unsere vorherigen Interviewpartner:innen, Jospeh Debono von der Universität Malta und Caroline Vernaillen von Democracy International. Gemeinsam diskutierten wir über (direkte) Demokratie in Tunesien, sowie über die Rolle der EU. 

Was bleibt von dieser anspruchsvollen, herausfordernden, wunderbaren und manchmal auch frustrierenden Zeit? Ich persönlich habe viel gelernt: über Teamarbeit, über Tunesien, über die EU. Ich habe tolle Menschen kennengelernt, ohne die ich schon längst aufgegeben hätte. Gemeinsam haben wir so manche Hürden überwunden, uns durch Bürokratie, Anträge und Papierkram gekämpft, viel diskutiert und noch mehr gelacht.

Danke für diese gemeinsame Zeit!

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