Liebe Leser:innen,
„Democratic Backsliding“ nennt man es, wenn Demokratien sich in autoritäre Systeme zurückentwickeln. Das war vor kurzem das große Thema bei einem Seminar mit Demokratie-Aktivist:innen in den Niederlanden, zu dem auch ich
eingeladen war. Parlamente werden von der Exekutive zurechtgestutzt, Bürger:innenrechte eingeschränkt, Rechte von Minderheiten abgeschafft – aktuell leider ein globaler Trend.
Wie nah uns dieser Trend mittlerweile gekommen ist, habe ich während des Seminars live erleben müssen. Während wir diskutierten und nach Lösungen suchten, wählten die Niederlande eine rechtspopulistische Partei zur stärksten
Kraft. Als diese Nachricht am frühen Abend über die Medienticker in den Seminarraum drang, waren wir alle geschockt. Einen kurzen Moment fühlte es sich so an, als würde die Autokratie höchstpersönlich an die Tür des Seminarraums
poltern und dröhnend Einlass verlangen.
Nach dem ersten Schock kam aber das Gefühl der Entschlossenheit zurück in unseren Seminarraum. Wir haben uns gegenseitig in die Augen gesehen und gespürt: Wir sind nicht allein. Und resignieren ist keine Option! Mit diesem
Gefühl sind wir auseinandergegangen. Und dieses Gefühl bleibt.
Ja, es ist Fakt: Autokratien sind weltweit auf dem Vormarsch und Demokratien geraten ins Hintertreffen - das muss uns allen bewusst werden. Nicht erst die Wahl in den Niederlanden zeigt: demokratische Gesellschaften werden
mittlerweile aktiv herausgefordert von denjenigen, denen Bürgerrechte, Gleichberechtigung und die Freiheit der anderen schon immer ein Dorn im Auge waren. Wir müssen uns hier und heute gemeinsam gegen diejenigen stellen,
die die Demokratie abschaffen wollen!
Und wie geht das? Indem wir dem Mund aufmachen. Aber auch, indem wir zuhören und andere Argumente zulassen. Es sind die Gespräche in der Familie, mit Freund:innen oder den Nachbar:innen, die Demokratie lebendig werden lassen.
Aber auch der Mut, zu widersprechen und zu streiten. Indem wir uns im Gespräch auf Augenhöhe als Menschen begegnen, stärken wir die Demokratie.
Bei Democracy International arbeiten wir daran, diese Begegnungsräume auch über das eigene Wohnzimmer, den Gartenzaun hinauszubringen. Mit unserem Projekt „Life as an activist“ haben wir Demokratie-Aktivist:innen in fünf
Regionen begleitet und ihre Geschichten in Videos und Webinaren sichtbar gemacht. Bei unserem Demokratie Camp im September haben 50 Jugendliche aus sechs europäischen Ländern teilgenommen und sich zu Themen wie Menschenrechte,
Klima und Nachhaltigkeit fortgebildet. Und mit unserem Projekt „eurVote eurFuture“ setzen wir uns zusammen mit neun weiteren Organisationen aus Europa dafür ein, dass Menschen im nächsten Jahr an der Wahl zum Europäischen
Parlament teilnehmen.
2024 ist ein Super-Wahljahr – mehr Menschen als je zuvor sind weltweit dazu aufgefordert die Politik der nächsten Jahre zu bestimmen. Ich wünsche mir, dass 2024 auch ein Super-Jahr für die Demokratie wird! Lassen Sie uns
gemeinsam dafür kämpfen. Machen Sie mit, treten Sie aktiv für Demokratie und Menschenrechte ein und, wenn Sie können, unterstützen Sie unsere Arbeit bei Democracy International mit einer Spende!