Liebe Leser*innen,
Der erste Artikel des deutschen Grundgesetzes lautet "Die Würde des Menschen ist unantastbar" und bildet die Grundlage aller nachfolgenden Menschenrechte. Dies impliziert Gleichheit, sowie die freie Entfaltung des eigenen Selbst, ohne die Freiheit anderer zu beeinträchtigen. Es sollte völlig unerheblich sein, welche Eigenschaften einem Menschen zugeschrieben werden oder wie er sich selbst definiert. Im Mittelpunkt steht das Individuum.
Leider genießen nicht alle Menschen auf dieser Welt gleichermaßen jene Freiheit zur Gestaltung des eigenen Lebensstils. Diskriminierungsformen sind vielfältig und überlappen sich. Die Zahl der Menschen, deren Würde dadurch angetastet wird erreicht atemberaubende Höhen. Denn Staaten und Institutionen orientieren sich am konstruierten Standard, des weißen, heterosexuelle cis-Mannes ohne Behinderung. Alle, die nicht zu diesem historisch und kolonial konstruierten Ideal passen, genießen maximal auf dem Papier die gleichen Rechte, in Institutionen und Alltag jedoch nicht.
Die Grundlage jeder Demokratie ist die Gleichheit aller Menschen. Dazu gehören nicht nur das Wahlrecht und gleiche Möglichkeiten der politischen Teilhabe. Dazu gehört auch, die Freiheit, das eigene Leben so zu gestalten, wie mensch es für richtig hält. Unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft, Physiologie, Glaube, sexueller Orientierung, Aussehen, Bildungsniveau usw. (kein Anspruch auf Vollständigkeit) Um in einer wirklich demokratischen Welt zu leben, müssen wir deshalb über die Erfahrungen mit Diskriminierung und die verletzten Rechte derjenigen sprechen, die nicht in die von unserer Gesellschaft konstruierten Normen passen.
Eine Demokratie lebt von Vielfalt, denn sie basiert auf der Vielfalt ihrer Bürger. Menschen sind verschieden und haben unterschiedliche Bedürfnisse, die keine homogene Gruppe verstehen und vertreten kann.
Diesen Juli schließt sich Democracy International dem Christopher Street Day an. Mit der Demonstration soll die Aufmerksamkeit auf Menschen gelenkt werden, die aufgrund ihres Geschlechts und/oder ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden.
Diese weltweite Parade zur Feier der sexuellen Selbstbestimmung wird jedoch mancherorts mit ominösen Begründungen blockiert.
In der Türkei beispielsweise ist die Parade komplett verboten, „um die Institution der Familie zu schützen“. In Tunesien wird Homosexualität aufgrund eines Gesetzes aus französischer Kolonialherrschaft kriminalisiert und mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft. Auch in Ungarn und Italien werden die Rechte von LGBTIQ-Individuen eingeschränkt, in Deutschland mobilisiert die rechtspopulistische Partei AfD gegen jene.
Gerade wegen dieser Entwicklungen ist die Pride unverzichtbar. Um Aufmerksamkeit zu schaffen und auch die bisherigen Erfolge demokratischer Partizipation diskriminierter Individuen aufzuzeigen: Ohne das unermüdliche Engagement der LGBTIQ-Community, gäbe es keine „Ehe für alle“- seit 2017 in Deutschland möglich. Das beudeutet nicht, dass die vollkommene Gleichberechtigung schon erreicht wäre, zeigt jedoch die Kraft demokratischen Engagements und Wandels.
Eine Demokratie lebt von Vielfalt, denn sie beruht auf der Vielfalt ihrer Bürger*innen. Menschen sind verschieden und haben unterschiedliche Bedürfnisse, die keine homogene Gruppe, wie die der aktuell mächtigsten der weißen cis-hetero-Männer verstehen und repräsentieren kann.
Demokratie bedeutet, gleiche Partizipationsmöglichkeiten für alle. Dafür braucht es Sichtbarkeit, Aufmerksamkeit und Solidarität: der Christopher Street Day ist eine Möglichkeit hierfür.