Newsletter N°29 - November 2022
EDITORIAL
Lassen Sie uns gemeinsam die Leuchtfeuer suchen und entfachen!
Liebe Unterstützer:innen von Democracy International,
aktuell fällt es mir so schwer wie noch nie Optimistin zu bleiben.Im Jemen ist Krieg. In Bergkarabach wüten Kämpfe. Und der Krieg in der Ukraine eine schmerzhafte Mahnung daran, dass der Frieden auf dem europäischen Kontinent keine ferne Erinnerung aus der Vergangenheit, sondern bittere Realität ist. Ich könnte diese Aufzählung noch lange weiterführen.
Weltweit steht die Demokratie unter Druck. Mein Land, Frankreich, beendete am 1. August 2022 den 861 Tage andauernden Ausnahmezustand, der die Gewaltenteilung nachhaltig beeinträchtigte. Die Forderung nach neuen bürgerlichen und politischen Rechten stößt auf die Gleichgültigkeit der Machthaber und die Unterdrückung durch die Polizei. Die zu Ende gehende COP 27 wurde - wieder einmal - den Herausforderungen, die der Klimawandel für unsere Gesellschaften mit sich bringt, nicht gerecht.
In friedlichen Zeiten ist es einfach, Optimistin zu sein. Gerade in Zeiten wie diesen spüre ich meinen Optimismus als Pflicht! Ich will nicht am Negativen verzweifeln, sondern die Chancen sehen! Denn ich weiss: historisch gesehen haben Krisenzeiten oft zu großen demokratischen Fortschritten geführt. Immerhin beschleunigte die Cholera-Epidemie von 1867 in Zürich die Einführung der direkten Demokratie im Kanton. Nach dem Ende der beiden Weltkriege erhielten Frauen in vielen Ländern das Wahlrecht. Wir haben das Glück, in einem "Weltdorf" zu leben, das stärker vernetzt ist als je zuvor, was es uns ermöglicht, voneinander zu lernen und von den guten Ideen und Praktiken unserer (auch weit entfernten) Nachbarn zu profitieren. Und vor allem: Die Nachfrage nach demokratischen Rechten war noch nie größer. Innerhalb der "alten Demokratien" gibt es große Mehrheiten für die Unterstützung der direkten Demokratie, was die Ausweitung des Rechts aller Bürger:innen, Gesetze zu initiieren und darüber abzustimmen, bedeutet. In einigen Ländern wird das Wahlalter gesenkt, während andere das Wahlrecht für ansässige Migrant:innen öffnen. Dies alles können Leuchtfeuer sein in der vorherrschenden Düsternis. Wir müssen sie finden und entfachen, für die Menschen auf der Welt sichtbar machen. Das ist die Aufgabe von Democracy International!
Ich hätte mir keinen besseren Kontext wünschen können, um dem Vorstand von Democracy International beizutreten. Die Mitglieder und Veranstaltungen dieses Netzwerks waren für mich immer Energie- und Enthusiasmusspender, wenn Müdigkeit und Entmutigung sich bemerkbar machten. Es ist mir ein Anliegen, in den kommenden Jahren etwas von dieser Energie an das Team von Democracy International und das gesamte Netzwerk zurückzugeben.
Herzlich grüßt Sie
Clara Egger
Assistenzprofessorin für Global Governance, Erasmus Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Erasmus Universität Rotterdam
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