Newsletter N°3 - Februar 2018
EDITORIAL
Korea: Von Tränengas zu Kerzenlicht
Der Übergang Koreas zur Demokratie wurde sehr gut durch den, im letzten Jahr veröffentlichten, Film “1987” eingefangen. Der Film thematisiert einerseits die vergessenen und oft verborgenen Narben auf dem Weg zur Demokratisierung Koreas und erinnert andererseits daran, wie weit wir in den letzten 30 Jahren gekommen sind.
Während die Menschen in Theatern bei fast festivalähnlicher Stimmung und Kerzenlicht gegen die Korruption der koreanischen Präsidentin Park protestierten, wurden wir an die gewaltsame Unterdrückung der Juni-Proteste 1987 erinnert, bei der zwei Studenten, Park und Lee, ums Leben kamen.
Die Unterschiede zwischen den Protesten 1987, ungeachtet von Tränengas, Gewalt und sogar Todesfällen, und der Kerzenrevolution 2017 könnten nicht größer sein. Sie offenbaren einen Generationenunterschied zwischen denen, die vor den Juni-Kämpfen, und denen, die danach aufgewachsen sind, und sind ein Beweis für die demokratischen Errungenschaften von 1987.
1987 erreichten die demokratischen Proteste die Direktwahl unseres Präsidenten und öffneten die Tür für ein gerechtes und gewaltfreies politisches System. Im Jahr 2017 erlaubten uns landesweite Demonstrationen, eine Präsidentin anzuklagen, die nach Meinung vieler Menschen ihre Macht zu lange missbraucht hatte. Werden wir in der Lage sein, den letzten Sprung zu machen und Korea zu einer wirklichen partizipativen Demokratie zu machen?
In diesem Newsletter werden wir uns unter anderem mit den Rahmenbedingungen für direkt-demokratische Reformen in Korea beschäftigen.
Jung-Ok Lee,
Professor für Soziologie, Katholische Universität Daegu und Vorstandsmitglied von Democracy International
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